Geschichte der
St. Josef Schützenbruderschaft
Anreppen 1907 e.V
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Vor der Gründung unserer Bruderschaft feierten die Anreppener Bürger Schützenfest in Boke, da sie seit undenklichen Zeiten zur Pfarrei Boke gehören. Im Jahre 1907 waren es dann einige mutige Männer der Gemeinde, die den "Bürger-Schützen-Verein-Anreppen" gründeten. Am 05. Oktober 1958 wurde eine Satzung erstellt, in der sich der Bürgerschützenverein den Namen "St. Josef Schützenbruderschaft Anreppen e.V." gab. Tradition, Treue zum Glauben, Brudersinn, Hilfsbereitschaft und Vaterlandsliebe hatte diese Schützen zusammengeführt. Das erste Schützenfest in Anreppen wird wahrscheinlich das erste gemeinsame Fest für alle Dorfbewohner gewesen sein, da ja alle Feste wie z.B. Hochzeiten auf der Tenne der Bauern gefeiert wurden. Fortschritt und Tradition haben in unserer Bruderschaft nie im Widerspruch zueinander gestanden. Der Fortschritt wird deutlich an der Entwicklung der Bruderschaft und seiner Mitglieder :

Mitglieder 1925 = 84
Mitglieder 1933 = 75
Mitglieder 1938 = 104
Mitglieder 1949 = 85
Mitglieder 1957 = 145
Mitglieder 1982 = 290
Mitglieder 2001 = 441

Viele Mitglieder können auf eine mehr als 60jährige Mitgliedschaft zurückblicken.

Nach dem Krieg erlebte unsere Bruderschaft einen bemerkenswerten Aufschwung. Diese Entwicklung haben unsere verdienten Mitglieder nicht nur erlebt, sondern (wie noch heute) aktiv mitgestaltet. Der Erfolg der gesamten Bruderschaft ist schließlich das Ergebnis des Einsatzes jeden einzelnen Mitgliedes, ganz gleich, welche Aufgabe es zu erfüllen hat.
Jeder Schützenbruder sollte sich über das Wort "schützen" klar sein. Es kommt von "Schutz gewähren" und bezieht sich nicht in erster Linie auf Schießen. Die alten Schützenvereine hatten die Aufgabe, den Schutz der Heimat zu übernehmen, im Bedarfsfalle somit Heimatpflege zu betreiben. Das Schützenfest selbst ist die Krönung dieser Arbeit und nicht zum Selbstzweck.

Im Verlaufe der jetzt 94jährigen Geschichte unserer Bruderschaft wurden nicht in jedem Jahr Schützenfeste abgehalten. Entweder verbot die Zeit in den Jahren von Kriegen oder in Jahren besonderer Umstände die Abhaltung eines Festes. Das Schützenfest wurde von Anfang an zu Pfingsten gefeiert. Vogelschießen ist in der Regel 2 Wochen vor dem Schützenfest.

Im Jahre 1957, zum 50jährigen Jubelfest vermerkt der Chronist in der Anreppener Chronik: - Bei uns ging es immer hoch und lustig her - Schnell wird das Schützenfest das eigentliche Fest der ganzen Gemeinde. - Der "beste Platz" ist nicht immer an der Theke, sondern mit der Familie und der Nachbarschaft am Tisch. Da ich seit 1935 in Anreppen lebe, kann ich behaupten, das Fest war einfach tipp-topp. Das sagen auch die Auswärtigen. Sie machen immer wieder große Augen und sagen: Das "Feste-Feiern" verstehen sie nun mal aus dem ff.
Die Worte des Chronisten haben auch heute nach 42 Jahren ihre Gültigkeit nicht verloren

Bei ersten Schützenfest im Jahre 1907 ist der Vogel durch Werfen mit Steinen heruntergeholt worden und zwar originellerweise mit Steinen, die Lehrer Adolf Rohrbach mit seinen Schülern gesammelt und jeweils dem Wurfschützen angereicht hat. Bis zum Jahre 1913 wurde dann der König durch Scheibenschießen ermittelt (Kleinkaliber). Wer zuerst eine 12 schoß, war Schützenkönig. Es soll auch vorgekommen sein, daß ein Schütze zum König gemacht wurde, indem der Schießmeister bei der Kontrolle der Scheibe mit einem Bleistift einfach die 12 durchgebohrt hat.

1915 - 1918 wurde wegen des 1. Weltkrieges kein Schützenfest abgehalten. Bei den sich anschließenden Schützenfesten wurde der Vogel mit alten Gewehren 71 abgeschossen. Der Schützenplatz, aber auch der Schießplatz befand sich in den Anfangsjahren bei Dorenkamp (gegenüber der Str. Lüttkenheide) und war Eigentum der Gemeinde. Als Kugelfang diente die noch heute vorhandene natürliche Böschung (Westerhorstmann-Meiwes). Vor dem 1. Weltkrieg befand sich der Schützenplatz auf dem Gelände Fraune Kroos an der Boker Str. jetzt Paradiesstraße
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1911 wurde das Gelände "Sandberg" am Lippstädter Weg, jetzt Lüttkenheide (Gertkemper) als Schützenplatz genutzt. 1925-1927 wurde das Schützenfest auf dem Schützenplatz (Dorenkamp) gefeiert. Im Jahre 1928 wurde das Gelände der ehemaligen Gaststätte Pamme, jetzt Mollemeier, an der Boker Str., jetzt Paradiesstr., benutzt. 1929 war der Schützenplatz auf dem Gelände vor der Schule, auf dem Gelände wo jetzt unsere Kirche steht. In den Jahren bis 1959 wurde der Vogel auf einer langen Holzstange befestigt und ohne Kugelfang mit einem Karabiner 98 Kal. 8x57 J S abgeschossen.

Die Schieß- und Schützenplätze waren wechselweise auf dem Sportplatz, dem Kirchplatz, bei der Gaststätten Meiwes und Pamme.

Die Vogelstange mußte in jedem Jahr vom Hofstaat umgebaut werden. Beim Vogelschießen 1960 auf dem Sportplatz wurde erstmalig vor dem neuen Kugelfang geschossen. Durch den 2. Weltkrieg kamen die Schützenfeste von 1939-1949 zum Erliegen. Die ersten Jahre nach 1945 verbot die Militärregierung diese Feste aus Angst vor militärischem Charakter. 1950 wurde der Vogel mit der Armbrust beschossen, eine andere Möglichkeit ließ die britische Militärregierung nicht zu.

Von 1970 bis 1982 befand sich der Vogelschießstand und der Schützenplatz auf dem Gelände der Gaststätte Meiwes, Graf-Meerveldt-Str. Unter Aufsicht des Schießmeister der Bruderschaft wird mit K 98 Kal. 8x57 J S auf einen Holzvogel geschossen. 1983 wurde der Schützenplatz an der ehemaligen Schule eingerichtet. Nach dem Bau der Dorfhalle 1990/1991 wurde der Schützenplatz neben die Dorfhalle gelegt und neu gestaltet.

Der Holzvogel ist kunstvoll gestaltet und wird selbstverständlich von Schützenbrüdern hergestellt.
1935 wurde kein Schützenfest gefeiert, zu Pfingsten wurde das Ehrenmal eingeweiht, Die Schützenbruderschaft mit der Gemeinde hat weder Mühe noch Opfer gescheut, das Ehrenmal zu errichten. Um ihre Dankesschuld an denen, die nie wiederkamen, abzutragen.

Pfarrer Werth verweigerte die kirchliche Weihe, weil ein christliches Zeichen am Ehrenmal fehlte.

1956 wurde am Denkmal ein Kreuz angebracht und die Namen der Opfer des 2. Weltkrieges wurden eingemeißelt.
Im Jahre 1977 fand das Ehrenmal seinen neuen würdigen Standort unmittelbar neben der Kirche. Die Mitglieder der Bruderschaft haben wiederholt, zuletzt in diesem Jahr, erhebliche Mittel der Kirche aber auch zum Bau und Umbau des Ehrenmals zur Verfügung gestellt. Das Andenken der Gefallenen in Ehren zu halten, dazu fühlen sich die Schützenbrüder insbesondere verpflichtet. Die Gestaltung des Volkstrauertages am Ehrenmal in Zusammenarbeit mit der Stadtkapelle Delbrück und dem Männergesangverein Delbrück wird ebenso, wie die eindrucksvolle Feier bei jedem Schützenfest zum Gedenken der Opfer beider Weltkriege von der Bruderschaft übernommen.

Neben den Seniorennachmittag am Schützenfestmontag, fühlt sich die Bruderschaft auch den Kindern gegenüber verbunden, dieses kommt besonders bei der Kinderbelustigung am letzten Schützenfesttag zum Ausdruck.

Die Schützenbrüder der St.-Sebastian-Schützenbruderschaft Bentfeld 1890 e.V. sind regelmäßige Gäste zu unserem Schützenfest am Pfingstsamstag. Die St.-Landolinus-Schützenbruderschaft Boke, die St.-Johannes-Schützenbruderschaft Delbrück und die Kamaradschaft ehemaliger Soldaten von 1897 Boke mit Reservistenverein zählen am Pfingstsonntag zu unseren Gästen.

An den Festen der befreundeten Vereine und Bruderschaften nehmen wir rege teil, um die Gemeinschaft und Tradition zu pflegen, aber auch Freundschaften zu schließen und zu fördern. Musikalisch umrahmt wurden die Schützenfeste bis 1939 von der Musikkapelle Scharmede und von der Musikkapelle Delbrück. Seit dieser Zeit zeichneten sich die Stadtkapelle Delbrück und der Spielmannszug "Frei Weg" Delbrück für die musikalische Umrahmung verantwortlich. Seit 1992 spielt anstelle des Spielmannzuges "Frei Weg" das Tambourcorps Delbrück auf.

Die erste Satzung gab sich die Bruderschaft im Jahre 1958. Eine Satzungsänderung erfolgte 1979. Ein Kron- und Zepterprinz wird ausgeschossen, seit 1974 schießen wir auch einen Apfelprinz und seit 1986 einen Faßprinzen. Die Ehrung für die Kron-, Apfel- und Zepterprinzen erfolgt gemäß Tradition an der eigenen häuslichen Schwelle, wobei zum Umtrunk eingeladen wird. Der Faßprinz wurde feierlich am letzten Schützenfesttag im Zelt geehrt. Seit 1999 findet die Ehrung des Faßprinzen am Tage des Vogelschießen statt.

Die Ziele der Bruderschaft stimmen auch heute noch. Nach der kommunalen Neugliederung hat unsere Bruderschaft besonderes Gewicht erhalten, die Aktivitäten sind eine Bereicherung des dörflichen Lebens. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, als Klammer des Dorfes, satzungsgemäß nach den Idealen "Glaube-Sitte-Heimat" gemeinschaftliches und dörfliches Leben zu pflegen.

"Glaube-Sitte-Heimat" dies sind in der Tat echte Werte, an denen nicht nur der Einzelne, sondern auch die Gemeinschaft gemessen wird. Das ist die Richtschnur, an der zu allen Zeiten die Schützen ihr eigenes Leben orientieren und damit zugleich ein festes Fundament für die Geborgenheit in der größeren Gemeinschaft legen. Die Losung beinhaltet auch unseren Grundkonsens mit den Werten des Grundgesetzes. Wir bekennen uns daher offen zu den Werten unserer Verfassung, zur Wahrung der Würde des Menschen, zur Freiheit, zur Völkerverständigung und zum Frieden.

Aus dieser Verpflichtung heraus, wurde 1977 die Jungschützenabteilung mit 11 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Der heutige Jungschützenzug besteht aus 47 Mitgliedern. Die Jungschützen wurden von folgenden Jungschützenmeistern begleitet: Reinhard Wulf (1977-1984), Norbert Lichtenauer (1985-1990), Andreas Ploch (1990-1998), Rudolf Fraune (1998-2000) und Martin Lenzmeier seit 2000. Zu den besonderen Aktivitäten zählt neben den allgemeinen Schützenaktivitäten das traditionelle Abbrennen des Osterfeuers am Ostersonntag.

1982 feierte die St. Josef Schützenbruderschaft das 75 jährige Bestehen. 25 befreundete Bruderschaften und 6 Musikkapellen begleiteten das Jubelkönigspaar Josef (jun.) und Anni Troja sowie den Jubelkönig der Jahre 1932/1933 und 1957 Josef Troja (sen) mit den Königinnen Angela Hagenhoff 1932/33 und Maria Bewermeier 1957 durch den festlich geschmückten Ort.

1990/1991 legten die Anreppener Bürger nochmals Hand an und bauten ihre Dorfhalle. Hierbei wurden 15.000 Arbeitsstunden in Eigenleistung erbracht.

1996 wurde der Wunschtraum aller Anreppener wahr, da nach fast 50 Jahren die Kirche einen Kirchturm bekam. Der Glockenguß der drei Glocken am 26.07.96 wurde von rund 50 mitgereisten Anreppenern verfolgt. Die feierliche Weihe erfolgte am 22.09.96 durch Herrn Weihbischof Dr. Paul Nordhues und den Pfarrern Alois Maas, Josef Malcherek. Die Kirchturmweihe fand am 31.08.1997 durch Herrn Weihbischof Hans Leo Drewes und dem früheren Vikar und dem heutigen Domprobst Franz Sarazin und der gesamten Bevölkerung statt. 1997 wurde das 90 jährige Bestehen der Bruderschaft unter der Regentschaft des Königspaares Hubert und Brigitte Lenzmeier gefeiert.

Der Höhepunkt im Vereins-, und Dorfgeschehen war 1999 die Ausrichtung des Kreisschützenfestes, zudem über 40.000 Besucher in unser Römerdorf gekommen waren, um mit dem Kreiskönigspaar Johannes und Erika Rediker gemeinsam zu feiern.

Am Sonntag, 24. Februar 2002 wurde unser Pastor, Pfarrer Aloys Maas, mit einem feierlichen Dankhochamt von der Dorfgemeinschaft nach 37-jähriger Ortstätigkeit in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Neben seinem 37-jährigen Ortsjubiläum in der Pfarrgemeinde Boke mit den angschlossenen Gemeinden Anreppen und Bentfeld feiert unser Pastor Pfarrer Aloys Maas in diesem Jahr sein 50-jähriges Priesterjubiläum und seinen 82. Geburtstag. Dieses wurde von der Dorfgemeinschaft Anreppen zum Anlaß genommen, Herrn Pastor Maas in einer kleinen Feierstunde im Anschluß an das Dankhochamt für die langjährige gute und einvernehmliche seelsorgerische Tätigkeit gebührend zu danken und jedem Mitbürger die Gelegenheit zu geben, sich persönlich von Pastor Maas zu verabschieden.

Als Nachfolger von Pastor Aloys Maas wurde der bisherige Lemgoer Pfarrer Pastor Martin Göke am 1. Mai 2002 feierlich in die Pfarrgemeinde aufgenommen. Da sich Martin Göke von Beginn an sehr gut mit den Anreppener Schützenbrüdern verstand, wurde Ihm zu Pfingsten -passend zum Schützenfest- eine Anreppener Schützenmütze verliehen und er auf der Generalversammlung am 25.10.2002 einstimmig zum Präses der Schützenbruderschaft bestellt.

Im Jahr 2007 besteht die St. Josef Schützenbruderschaft Anreppen 1907 e.V. nun 100 Jahre. Dieses war natürlich Anlaß genug ein großes Jubelfest mit befreundeten Vereinen 4 Tage lang über Pfingsten zu feiern. Jubiläumskönig wurde Lothar Menke der mit seiner Ehefrau Gabi regierte, Kaiser wurde Josef Lichtenauer. Auf der Jahreshauptversammlung im Oktober wurde eine neue Abteilung gegründet: die "Böllerschützen der St. Josef Schützenbruderschaft" werden zukünftig die Feste der Bruderschaft, des Ortes sowie -soweit gewünscht- auch darüber hinaus bereichern. Erster Schießmeister wurde Oliver Neiske.