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Die Römer in Westfalen - ein geschichtlicher Rückblick

30.06.1999

Die Römer in Westfalen - ein geschichtlicher Rückblick

Wir nennen uns ja nicht ganz ohne stolz das "Römerdorf" Anreppen, denn wir besitzen eines der wichtigsten frührömischen Denkmäler der provinzialrömischen Forschung in der deutschen und der internationalen Archäologie.

Ein kleiner Ausflug in die römische Geschichte unseres Dorfes

Nach dem gallischen Krieg hat Ceasar 58 bis 52 vor Christi Geburt, den Rhein zur römischen Grenze erklärt. Doch der Fluß wurde aufgrund ungenügender militärischer Sicherung immer wieder von überfallartig einfallenden und plündernden germanischen Stämmen überschritten. Dies führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die 16 v. Christi in der Niederlage einer römischen Legion unter Lollius gipfelte. Nach der Neuorganisation der gallischen Provinzen durch Augustus, in der auch erstmalig römische Truppen am Rhein stationiert wurden, folgte 12 vor Christus eine militärische Offensive in die Germania Magna, um so den Raum rechts des Rheins unter Kontrolle zu bringen. Die Aktionen wurden zunächst von Drusus, dem 23 jährigen Stiefsohn des Augustus geführt und nach dessen Tod 9 v. Christus von seinem Bruder Tiberius fortgesetzt. Durch die Umsiedlung der germanischen Sugamber und Friedensverträge mit weiteren germanischen Stämmen, konnte das Gebiet befriedet werden und die Römer zogen sich wieder hinter den Rhein zurück.

Um die Zeitenwende kam es jedoch erneut zu Schlachten mit germanischen Stämmen, die jetzt den Anlaß für die dauerhafte Besetzung des Gebietes rechts des Rheins boten. Sie wurde in den Jahren 4 und 5 nach Christi Geburt durch Tiberius abgeschlossen. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Römerlager Anreppen, um das von dem römischen Geschichtsschreiber Valleius Paterculus genannte Winterlager am Oberlauf der Lippe, das im Winter 4 bis 5 nach Christi erbaut wurde. Die Forschungen haben inzwischen ergeben, das bis zu 6.000 Soldaten in dem Römerlager Anreppen gelebt und dort ihre zeitweilige Heimat gefunden hatten. Unter ihnen war mit großer Wahrscheinlichkeit auch Tiberius, der Adoptivsohn des herrschenden Kaisers Augustus und somit damals der zweite Mann an der Spitze des römischen Weltreichs. Vermutlich hat der spätere Kaiser Tiberius von Anreppen aus seine Truppen befehligt um Germanien zu erobern, so die Fachleute. Denn in dem 23 Hektar großen Lager war das Prätorium, das Wohnhaus des Kommandeurs in einer Größe von 3.378 Quadratmetern und somit größte Prätorium aller Lippe-Lager schnell gefunden.Es hat einen einzigartigen Grundriß und war außergewöhnlich groß und prächtig gestaltet. Ein so luxuriöses Bauwerk mitten in der germanischen Einöde könne nur für den großen Feldherrn höchstpersönlich gedacht gewesen sein. Das Prätorium war umgeben von mehreren kleineren Villen, die von den Tribunen, also Stabsoffizieren bewohnt wurden.

Weiterhin befanden sich im Lager u.a. die Kommandantur, ein Krankenhaus, eine Werkstatt, Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte und Speicher. Alle Gebäude wurden in Form von Fachwerkhäusern erbaut. Tiberius war bei seinen Soldaten sehr beliebt, da er sich gern bei seiner Truppe aufhielt. Aber auch die Soldaten selbst brauchten offenbar im barbarischen Germanien auf einen bescheidenen Luxus nicht zu verzichten. So wurden im Lager auch Thermen nachgewiesen, in der sich die Soldaten dem Sport und der Körperpflege widmen konnten. Bei den immer wieder auflodernden Kämpfen, standen die besten römischen Kampftruppen, den in der Kriegstechnik weit unterlegenen Germanenstämmen - angeführt von Arminius - gegenüber. Römische Infanterie und eine gewaltige seetüchtige Flotte mit tausend Schiffen überzogen weite Teile Germaniens vom Main bis zur Nordsee mit militärischen Operationen. Als Hauptaufmarschlinie in das innere Germaniens diente der Flußlauf der Lippe, bis hin zum Römerlager Anreppen. Unter dem Statthalter Quintilius Varus kam es dann 7-9 nach Christi Geburt u.a. in der bekannten Teutoburgerwaldschlacht zu einer Niederlage gegen germanische Stämme unter Führung von Hermann dem Cherusker , bei der die 17. , 18. , und 19. römische Legion vernichtet wurde und das Lager in Anreppen aufgegeben werden musste.

Geschichtlicher Rückblick von Werner Peitz, 2. Vorsitzender des Arbeitskreises "750 Jahre Anreppen"

Quellennachweis:
Zeitungsartikel vom 29.06.1999, Zusammenfassung "Die Römer in Westfalen" vom LWL sowie weitere Publikationen

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